Unsere erste kleine Fahrt ins Burgenland (Ö) 2018

Was gibt es schöneres als mit dem Oldtimer zu verreisen? Hier dürft Ihr eure Er-FAHR-ungen schildern
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Armin_P
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Unsere erste kleine Fahrt ins Burgenland (Ö) 2018

Beitrag von Armin_P »

Hallo liebe Leute!

Ich freue mich sehr, dass es endlich ein eigenes Unterforum für Reiseberichte gibt!
Danke an dieser Stelle noch einmal an Brüchi.

Bevor ich mein Reisetagebuch zur allerersten großen Reise mit dem Spiti nach Italien (und unserer ersten Oldtimerreise überhaupt!) überarbeite, möchte ich unseren kleinen "Übungstrip" innerhalb Österreichs vorstellen.

Meine Frau und ich reisen sehr gerne, egal ob mit dem Flugzeug, dem Schiff, dem Motorrad oder auch mit dem Auto.
Bis jetzt war es aber immer so, dass wir mit diesen Vehikeln möglichst rasch zu unserem Ziel gelangen wollten, um dort zu urlauben.
Reisen mit dem Oldtimer ist für uns ein neues Erlebnis, das wir erst einmal gemeinsam ausprobieren und uns im wahrsten Sinne des Wortes erst „erfahren“ mussten.

Der Spiti ist nicht schnell, die Straßen auf denen wir uns von nun an fortbewegen werden, sind keine (oder wenige) Autobahnen, der Gepäckraum ist begrenzt, er besitzt keine Klimaanlage oder sonstigen Komfort eines modernen Wagens. Somit mussten wir auch großzügig Pausen einplanen.
Vor allem aber wollte ich, dass wir beide Spaß haben und dass die Beste aller Ehefrauen auch in Zukunft weiterhin mit mir und dem Spiti verreisen wird. :D

Also planten wir eine Fahrt in das östlichste Bundesland Österreichs, das Burgenland, wo noch ein paar Verwandte meiner Frau zu Hause sind, die wir besuchen möchten. Freunde aus Wien wollten uns dort auch mit ihrem Mercedes 280SL Cabrio treffen, darauf freuten wir uns auch schon sehr.

Ich gestehe, ich war vor der Reise etwas aufgeregt, da ich den Wagen nach dem Kauf im Spätherbst 2017 gemeinsam mit einem netten Mechaniker teilweise überholt hatte.
Der Vorbesitzer hatte in den 4 Jahren, während er den Spiti besaß, eine Unmenge an Geld und Zeit in den Wagen gesteckt, allerdings verkaufte er ihn aus unbekannten Gründen, bevor das Fahrwerk saniert worden war.

Wir überholten alle Achsen, ebenso die Bremsen, die Lenkung und ersetzten alle Fahrwerksgummis durch moderne PU Buchsen. Alle abgebauten Fahrwerksteile wurden mit einer Epoxygrundierung vorbehandelt und mit einem schwarzen 2k-Lack lackiert. Ich selbst zerlegte, reinigte und überholte den Vergaser und sanierte die komplette Elektrik.

Der Spiti bekam danach anstandslos das „Pickerl“ (TÜV-Gutachten), obwohl ich damals schon ein leichtes Magerruckeln im oberen Drehzahlbereich spürte, aber das ist eine andere Geschichte 8) .

Für das verlängerte Wochenende im Mai 2018 (zufällig auch rund um meinen 50. Geburtstag) machten wir uns also auf ins Burgenland, meine Frau leider mit schlimmem Zahnweh und daher unter schmerzstillenden Medikamenten.
Wir starteten früh am Freitagmorgen in Leibnitz, in der Südsteiermark, und landeten prompt nach kurzer Fahrt mitten in einem starken Unwetter.

Unser Ziel war die kleine Stadt Mörbisch am Neusiedlersee nahe der ungarischen Grenze, die wir von unseren früheren Besuchen gut kannten. Durch die vielen weiteren lokalen Gewitter, die von Zeit zu Zeit über uns niedergingen, konnten wir feststellen, dass der kleine Wagen durchaus regenfest ist und die Miniaturscheibenwischer tatsächlich den Regen bändigen konnten. Außer einer kleinen Kaffeepause, ausnahmsweise ohne Regen, und dem Besuch einer Tankstelle verlief die Fahrt, die rund 220 Km lang war, wie geplant und problemlos.
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Ich genoss es, mit moderatem Tempo durch die Gegend zu cruisen und diese auch aktiv wahrzunehmen.
Früher, als wir gemeinsam mit dem Motorrad unterwegs waren, musste ich mich viel stärker auf die Straße und den Verkehr konzentrieren. Oft erzählte mir meine Frau hinterher von Orten, Ereignissen und Sehenswürdigkeiten, die sie während der Fahrt gesehen hatte, die aber an mir, ohne dass ich es merkte, vorübergezogen waren.

Somit hat das Reisen nun eine ganz neue Qualität für mich bekommen!

Wir hatten vorab ein nettes Quartier in Mörbisch gebucht, das Haus Martin, da um diese Zeit auch das Weinblütenfest mit sehr vielen Touristen, die den Ort unsicher machen, stattfand. Unterkünfte sind daher um diese Zeit Mangelware.
Unsere Freunde kamen wegen des unsicheren Wetters nicht mit dem Cabrio.

Das Burgenland ist sehr bekannt für seine Rot- und Weißweine, wobei wir eher die roten bevorzugen, da uns die trockenen weißen Weine unserer Südsteierischen Heimat viel mehr zusagen.

Mir war es wichtig, dass bei der Unterkunft auch ein sicherer Parkplatz vorhanden ist, immerhin wollte ich bei unserer ersten Reise kein böses Erwachen erleben. Die Vermieterin sicherte uns zu, einen schönen Parkplatz für unseren Spiti zu haben.
Nun, als wir ankamen, war der Vorplatz der Pension schon von anderen Gästen komplett zugeparkt, allerdings hielt die Vermieterin Wort, wir durften unseren Kleinen im Weinkeller der Familie abstellen!
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Nach der ersten sehr ruhigen Nacht mit Blick zum Neusiedlersee genossen wir ein üppiges Frühstück, das uns für eine größere Rundreise motivierte. Kurz noch beim Supermarkt angehalten, um ein Mineralwasser und ein Packerl „Tschick“ (Zigaretten) für die Fahrt einzukaufen, dann ging es los in Richtung Südosten zur ungarischen Grenze.
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Genau an der Grenze, korrekterweise eigentlich auf der ungarischen Seite, kann man ein Stück des „Eisernen Vorhanges“ besichtigen, der im Jahr 1989 gefallen ist. Ein Picknick-Platz lädt zum Grillen ein, was einige junge ungarische Familien schon so früh am Vormittag veranlasste, sich die besten Plätze zu sichern.
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Für uns ist es zwar etwas ungewöhnlich, an so einem Ort auch einen Picknick- und einen Spielplatz zu installieren, aber dadurch dürften zumindest viele Menschen den Platz besuchen…

Ein kurzer Abstecher in die etwas weiter südlich gelegene Stadt Sopron rundete unseren kurzen Abstecher nach Ungarn ab.
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Wir besuchten danach noch eine Tante und weitere Verwandte, dazu muss man wissen, die Gastfreundschaft im Burgenland ist legendär und teilweise auch für den Magen sehr anstrengend. Bei jedem Besuch ist man verpflichtet, mit dem Gastgeber zu essen und zu trinken, wobei die burgenländische („pannonische“) Küche durchaus deftig sein kann.

Bekannt sind z.B. der Sterz (Weizenmehl in flüssigem Schweineschmalz durchgeröstet und mit Erdäpfeln oder Bohnen serviert), Gulasch, gefüllte Paprika, Knoblauchsuppe, Krautsuppe und Strudel in allen Variationen, aber auch Fisch aus dem Neusiedlersee, der etwas weniger üppig zubereitet wird.

Bei den Süßspeisen geht es in dieser Tonart weiter –lecker, aber heftig.

Am Abend genossen wir noch einmal den wunderschönen Blick unseres Balkons auf Mörbisch und den Neusiedlersee.
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Im Burgenland kann man nicht nur die Weine und das Essen genießen, sondern auch vortrefflich mit dem Fahrrad die Gegend erkunden. Im Gegensatz zu meiner Heimat ist die Gegend hier sehr flach und die Radwege sind großzügig ausgebaut, sodass das Radfahren mit der ganzen Familie Spaß macht und ein wichtiger Tourismusfaktor ist.
Meine Eltern umrundeten bei ihren früheren Reisen häufig den Neusiedlersee mit dem Rad, manchmal nahmen sie auch eine Abkürzung mit einer der Fähren, die am See verkehren.

Fauna und Flora rund um den Steppensee sind ebenfalls sehr sehenswert vor allem natürlich im und um den „Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel“.

Baden kann man im bis zu 23°C warmen See natürlich auch, allerdings ist er mit einer mittleren Tiefe von nur einem Meter sehr trüb und schlammig. Übrigens ist er kein Süßwassersee, sondern leicht salzhaltig.

Durch den recht starken und regelmäßig einsetzenden Wind am nördlichen Seeufer ist dieses seit jeher ein Eldorado für Segler und Surfer.

Für Musikliebhaber gibt es noch die Mörbischer Seefestspiele und viele Veranstaltungen im nahen Steinbruch bei Sankt Margareten (Sting & Shaggy, Rigoletto von Verdi, Kraftwerk, uvm).

Für Familien gibt es gleich in der Nähe den Family-Park mit 80 Fahrgeschäften. Dazu kann ich leider nichts sagen, außer, dass in unserem Quartier eine Mutter mit ihren zwei Buben völlig erschöpft von dort zurückkehrte und nur mehr nach einem großen „Spritzer“ (eine Mischung aus Wein und prickelndem Mineralwasser) verlangte, während die Jungs total ausgelassen durch die Gänge tollten.

Am Sonntag hieß es, nach einem wunderbaren Kurzurlaub Abschied zu nehmen und den Weg nach Hause anzutreten.
Kurz noch einmal den Vergaser prüfen (hatte ich das mit dem Ruckeln eigentlich schon erwähnt? :-vh) und dann ging es bei strahlendem Wetter ab nach Hause.
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Wir wählten eine andere Route über die alte Semmeringstraße (sehr kurvenreich, herrliche Krapfen in Maria Schutz, einem netten Wallfahrtsort). Auf den letzten 80 Km holte uns das schlechte Wetter wieder ein.

An diesem Wochenende fuhren wir rund 700 Km mit dem Spiti. Trotz der einen oder anderen erfolglosen Vergaserjustage waren wir beide sehr zuversichtlich und schon voller Vorfreude auf die kommende Sommerreise zum Lago di Bolsena in Mittelitalien.

Aber das ist eine andere Geschichte :D
herzliche Grüße, Armin
http://www.Armin-Pressler.at
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