Kühlanlage überprüfen

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Boing

Kühlanlage überprüfen

Beitrag von Boing »

...eine kleine Anmerkung vorweg, da der eine oder andere den Text kennen dürfte: dieses posting stammt im wesentlichen aus dem alten Forum, ich habe aber damals für den Abdruck im Club-Info ein paar Kleinigkeiten überarbeitet, die sich aus der nachfolgenden Diskussion ergeben hatten. Und hier folgt nun sinniger Weise die überarbeitete Version zum 'oben antackern' und nachlesen...

...was mache ich, wenn mein Motor überhitzt?

Ein großes Problem der Spitfire-Fahrer scheint die Angst zu sein, der Motor könnte zu heiß werden. Vielen stellt sich nun die Frage, ob sie einen größeren Kühler, einen Elektro-Lüfter und/oder einen Ölkühler einbauen sollen, was ja von vielen Seiten wärmstens empfohlen wird. Und nachdem gerade zu diesem technisch im Grunde eher wenig anspruchsvollen Thema erstaunlich viele ungewöhnlich widersprüchliche Meinungen kursieren, habe ich mir mal ein paar Gedanken dazu gemacht und einige zugegeben recht ausführliche Überlegungen zur Kühlung zusammengefasst. (Ich bin mir bewusst, dass ich vielen hier zunächst mal nichts Neues erzähle. Ich erlaube mir trotzdem, kurz nach Adam und Eva anzufangen...)

Gerade der 1500er Motor ist dafür berüchtigt, besonders gern zu überhitzen. Es heißt in unterschiedlichsten Quellen oft "...durch seine langhubige Auslegung wird der 1500er Motor thermisch besonders stark belastet".

Diese Aussage ist so nicht haltbar. Der Motor wird bei hohen Drehzahlen mechanisch extrem belastet. Aber welche direkte Auswirkung sollen denn hohe Kolbengeschwindigkeiten und extrem belastete Lager (von denen auch noch zu wenige vorhanden sind) auf die Motortemperatur haben? Harley Davidson Motorräder sind ja auch nicht dafür bekannt, permanent zum Überhitzen zu neigen. Dass die Kühlanlage speziell im 1500er nicht gerade überdimensioniert ist, ist keine direkte Folge der langhubigen Auslegung sondern 'nur' eine der vielen konstruktiven Unzulänglichkeiten dieses Autos, auf die sich der Fahrer eben einstellen muss. Der typische Harley-Fahrer ist ja auch nicht gerade für Drehzahlorgien und hang-off-Fahrstil bekannt...


Zur Beruhigung aber zunächst mal: ein Motor muss heiß sein, um möglichst verschleißarm zu funktionieren. Das allein ist der Grund, warum Motoren von Alltagsautos, die nur auf Kurzstrecken gefahren werden (also nur selten richtig warm werden) nach 100-150tkm am Ende sind, während z.B. Fahrschulautos oder Vertreterfahrzeuge relativ problemlos die 2-3fache km-Leistung schaffen, obwohl sie deutlich mehr geschunden werden. Und Taxen, die im Schichtbetrieb mit mehreren Fahrern rund um die Uhr laufen und nie kalt werden, überschreiten regelmäßig sogar die Millionen-Grenze ohne größere Defekte mit dem ersten Motor (regelmäßige Wartung natürlich immer vorausgesetzt).
Zuviel Kühlung / zu niedrige Temperatur ist also Gift für den Motor, nach dem Start muss der Motor so schnell wie möglich seine Betriebstemperatur erreichen. Die paar km Warmfahren verursachen mehr Verschleiß im Motor als die danach gefahrenen 500km Autobahn!


Da auf diese Betriebstemperatur die Schmierfähigkeit/Viskosität des Öls, Einstellung von Zündung und Vergaser und auch viele andere Dinge konstruktiv eingestellt sind, gibt es bei Pumpenumlaufkühlungen, wie sie seit vielen Jahren in praktisch allen Autos Standard sind (also natürlich auch im Spiti), aus genau diesem Grund eine thermostatgesteuerte Regelung, die eine möglichst rasche Erwärmung des Motors ermöglichen soll.

Beim Kaltstart und die ersten km danach ist der Kühler überhaupt nicht in Betrieb, das im Motor erwärmte Kühlwasser wird über ein Thermostatventil gesteuert direkt zur Wasserpumpe geleitet und wieder in den Block gepumpt (kleiner Kühlkreislauf). Man könnte den großen Kühler ausbauen, die beiden dicken Schläuche verschließen und zum Zigarettenautomaten fahren, ohne dass dem Spiti das geringste passiert! Wer sein Auto wirklich mag, lässt übrigens nach dem Kaltstart bei jeder Außentemperatur (also auch im Winter!!!) den Heizungsregler erst mal auf KALT stehen! Der Wärmetauscher der Heizung ist nichts anderes als ein zweiter hinter dem Armaturenbrett versteckter Kühler, nur das hier die Luft, die die Wärme abführt, über Schläuche ins Auto und nicht nach draußen geleitet wird. Und der Heizungsregler ist nichts anderes als ein Wasserhahn, der die Menge des Kühlwassers, das durch diesen kleinen Kühler fließt, reguliert. Wer bei kaltem Motor die Heizung aufdreht, macht also nichts anderes als das Kühlmittel, welches gerade verzweifelt versucht, Betriebstemperatur zu erreichen, schon abzukühlen. Man verlängert also die Warmlaufphase und sorgt für gesteigerten Motorverschleiß! (Im Umkehrschluss heißt das natürlich auch, dass man bei Überhitzung als erstes die Heizung VOLL aufdreht, egal wie warm es draußen ist, dann ist ein Zusatzkühler in Betrieb, der in jedem Auto schon eingebaut ist...)

Erst wenn eine bestimmte Mindesttemperatur erreicht ist, öffnet das Thermostatventil langsam die Leitung zum Kühler und lässt einen Teil der Kühlflüssigkeit durch den Kühler rauschen (großer Kühlkreislauf). D.h. auch jetzt und notfalls für die nächsten 300km wird immer noch ein Teil der Kühlflüssigkeit ungekühlt wieder in den Motor gepumpt, wenn im Motor nicht übermäßig viel Hitze entsteht und die Kühlung so in der Lage ist, diese Temperatur zu halten.

Erzeugt der Motor durch größere Beanspruchung oder weil die Umgebungsbedingungen wie z.B. ein heißer Sommertag oder wenig/kein Fahrtwind im Kühler keine ausreichende Kühlung zulassen mehr Hitze, dann öffnet bei weiter steigender Temperatur das Thermostatventil weiter. Etwa fünf Grad über der Öffnungstemperatur ist das Ventil dann ganz auf und leitet die komplette Kühlflüssigkeit durch den Kühler. Damit ist dann (zunächst mal) die unter den gerade herrschenden Bedingungen maximal mögliche Kühlleistung aktiv.

Auch die reicht aber selbst bei einwandfrei arbeitenden Kühlanlagen unter extremer Belastung oft nicht aus und die Temperatur steigt weiter an. Fatal wäre jetzt, wenn die Kühlflüssigkeit anfinge zu sieden (zu kochen), denn dann bilden sich Dampfblasen im Kühlsystem und die führen die Hitze aus dem Motorblock erheblich schlechter ab als die Kühlflüssigkeit, Schäden durch partielle Überhitzung wären praktisch vorprogrammiert. Die Temperaturgrenze, die auf keinen Fall überschritten werden dürfte, läge also bei 100 °C.

Diese Grenze kann aber durch Ausnutzung eines einfachen physikalischen Effektes erheblich nach oben verschoben werden: Der Siedepunkt ist abhängig vom Umgebungsdruck. In unseren Breitengraden kocht Wasser üblicherweise bei etwa 100 °C. In großer Höhe sinkt der Luftdruck und Wasser kocht schon sehr viel früher. Wenn Reinhold Messner im Himalaja dem Yeti sein Frühstücksei kocht, dann sprudelt das Wasser auf dem Campingkocher schon bei irgendwas um die 80 °C (den genauen Wert habe ich gerade nicht zur Hand, ist aber auch egal, hier geht's nur ums Prinzip, dürfte aber etwa hinkommen) und heißer wird das Wasser auch nicht mehr, egal wie weit der Kocher aufgedreht wird. Umgekehrt kann man, wenn der Druck erhöht wird, Temperaturen weit über 100 °C erreichen.
Genau dieses Prinzip nutzt z.B. auch Mutters Schnellkochtopf. Der Wasserdampf, der bei kochendem Wasser bei normalen Töpfen Richtung Abzughaube verschwindet, wird hier zurückgehalten. Man macht hier nichts anderes als einen ganz gewöhnlichen Kochtopf luftdicht zu verschließen. Dadurch steigt der Druck im Topf, die Siedetemperatur des Wassers steigt und die Kartoffeln kochen nicht mehr bei 100 °C sondern bei 120-130 °C und sind schneller gar, das ist alles.

Und genau so ein geschlossenes System ist auch die Kühlung eines Motors (wenn die Kühlanlage dicht ist). Will sagen, die Wassertemperatur im Motor kann 105 oder 110 °C erreichen, ohne dass das irgendwelche Probleme macht. Man hat also eine Sicherheitsreserve geschaffen, die bei kurzzeitigen hohen Beanspruchungen ein Kochen des Kühlmittels und damit akut drohende Motorschäden verhindert. Auch das Motoröl kann übrigens diese Temperaturen problemlos ab, ARAL gibt z.B. als unbedenkliche Dauertemperatur für Öle 130°C an und empfiehlt, 150°C Dauertemperatur in der Ölwanne nicht zu überschreiten, im Motorblock darf die Temperatur kurzfristig sogar noch etwas höher liegen.

Nun wird der eine oder andere sagen, der Schnellkochtopf meiner Frau hat aber auch noch so komische Ventile auf dem Deckel. Und da hat er natürlich recht. Ließe man den Druck unendlich ansteigen, gäbe es irgendwann einen lauten Knall und die Hühnersuppe würde in der Küche von der Decke tropfen. Zu hoher Druck würde diesen Topf einfach mechanisch zu stark beanspruchen und platzen lassen, daher hat der Topf ein Überdruckventil, das einen bestimmten Maximaldruck nicht überschreiten lässt. Dem System sind also Grenzen gesetzt, 200bar im Topf und die Nudeln in 20 Sekunden gar geht also nicht, da hätte der Begriff 'fast food' eine ganz neue Bedeutung...


Und genauso ist es natürlich auch wieder bei der Kühlung, auch hier würde zu hoher Druck den Kühler und die Schläuche platzen lassen. Und genau deshalb hat, der geneigte Leser mag es geahnt haben, auch die Kühlung ein Überdruckventil. Und zwar im Kühlerverschlussdeckel. Die untere Gummidichtung ist nur deshalb mit der dicken Feder gelagert, weil diese Feder den Maximaldruck im Kühlsystem begrenzt. Steigt der Druck im Kühlsystem so weit, dass die Feder zusammengedrückt wird, öffnet das Ventil und lässt den überschüssigen Druck raus. Und dabei tritt, wenn die Anlage bis oben gefüllt war, auch sich durch die Erwärmung ausdehnendes Kühlwasser mit aus.



Und da hätte man jetzt die Möglichkeit, dieses austretende (und in dem Moment ja überflüssige) Kühlwasser ins Freie zu leiten. Das wäre aber nicht so schön, weil erstens das mühsam geputzte Auto versaut würde und zweitens dies Flüssigkeit ja auch weg wäre und nach Abkühlen des Motors wieder nachgefüllt werden müsste, denn beim Abkühlen über Nacht zieht sich die Flüssigkeit selbstverständlich wieder zusammen. Oder man wählt den geschickteren Weg und fängt diese austretende Kühlflüssigkeit auf, um sie beim Abkühlen dem Motor automatisch wieder zuzuführen.
Und genau das und nichts anderes macht der Ausgleichbehälter, jener kleine Plastikeimer vor dem Kühler. Der Schlauch, mit dem dieser Behälter befüllt wird, ist direkt unter dem Kühlerverschluss angeschlossen. D.h. hier läuft nur das Wasser durch, das am Überdruckventil austritt und wird aufgefangen. Und das andere Ende des Schlauches ist nur deshalb unten am Ausgleichbehälter angeschlossen, weil die abkühlende, sich wieder zusammenziehende Kühlflüssigkeit im Motor einen Unterdruck erzeugt, der Flüssigkeit aus dem Ausgleichbehälter wieder in den Kühler saugt. Und wer sich jetzt fragt, wie diese Flüssigkeit durch das Ventil im Kühlerdeckel zurück in den Kühler gelangen kann, hat mitgedacht. Der Verschlussdeckel hat nicht nur ein Über- sondern auch ein Unterdruckventil (der kleine Messingdeckel in der Mitte der Dichtung, der sich mit dem Fingernagel anheben lässt). Dieser kleine Deckel wird durch den Unterdruck aufgesogen und lässt die Kühlflüssigkeit zurückfließen.


Im alten Forum hat vor einiger Zeit jemand extrem besorgt geschildert, er habe nach dem Jagen eines MG auf der Autobahn unter die Haube gesehen und im Ausgleichbehälter sprudelnd kochendes Wasser gehabt. Das ist aber völlig normal und überhaupt kein Problem (solange es nur im Ausgleichbehälter kocht)!!!

Und die Erklärung dafür ist ebenso simpel wie einleuchtend:
Im Ausgleichbehälter kann sich nur Wasser befinden, welches am Überdruckventil ausgetreten ist (s.o.).
Und dieses Wasser kann durchaus Temperaturen deutlich über 100 °C haben (s.o.).
Der Ausgleichbehälter ist aber bei der Original-Spitfire-Kühlung nicht an den Überdruckteil der Kühlung angeschlossen, hier herrscht ganz normaler Umgebungsdruck (bei Umbauten wie z.B. den beliebten Golf-Kühlern kann das je nach Ausgleichbehälter anders sein!).
Und über 100 °C heißes Wasser, das schlagartig keinen Überdruck mehr hat (und genau das passiert ja beim Austritt am Überdruckventil) kocht halt auch schlagartig, es hat praktisch gar keine andere Wahl, das ist völlig normal. Das heißt aber natürlich nicht, dass die Kühlflüssigkeit im Motor auch kocht, hier hat's ja noch Überdruck. Diese Kühlflüssigkeit im Motor kann (zunächst mal) nur kochen, wenn man ihr den Überdruck nimmt. Und wie nimmt man ihr den Überdruck? Genau, durch öffnen des Kühlerverschlussdeckels.

Und das heißt: wenn im Ausgleichbehälter nach extremer Belastung des Motors kochendes Wasser ist, wird AUF GAR KEINEN FALL NIEMALS NIE NICHT sofort der Kühlerdeckel geöffnet!!!!!! Exakt in dem Moment kocht definitiv die gesamte Kühlflüssigkeit im Kühler und im Motorblock heftig sprudelnd und die einzige Öffnung, die dieses System in dem Moment hat, die die Kühleröffnung, über die man gerade noch seine Hand hält.... Also Finger weg und abkühlen lassen! Es sei denn, man kann damit leben, für den Rest seiner Tage wie Quasimodo rumzulaufen, bei Muttern am Herd in einen Topf kochendes Wasser zu fassen hätte vermutlich den gleichen Effekt...

Solche extremen Zustände im Kühlsystem sollten natürlich eigentlich auch nur bei extremen Belastungen auftreten. Und bei einer ausreichend dimensionierten und intakten Kühlanlage ist das auch so. Ist die Kühlanlage dagegen undicht oder das Überdruckventil defekt, kann der Druck natürlich nicht aufgebaut werden und der Motor hat schon bei normaler Belastung ein Problem, das aber nicht durch größere Kühler aus der Welt geschafft werden sollte...




...und damit kommen wir nun zum eigentlichen Thema (ja tatsächlich jetzt schon):

Wer glaubt, sein Motor werde regelmäßig zu heiß, macht sich in den meisten Fällen keine Sorgen, ob die Anlage intakt ist sondern eher, ob sie ausreichend dimensioniert ist. Hier wird, dies ist immer mehr mein Eindruck, an den Symptomen rumkuriert statt die Ursachen zu bekämpfen. Wenn's im Motor zu heiß wird, wird halt draußen etwas mehr gekühlt und fertig.

Zur Verdeutlichung ein Beispiel aus dem Leben: wenn jemand Karies im Zahn hat und Zahnschmerzen bekommt, geht er entweder zum Arzt, lässt eine Füllung machen und hat Ruhe. Oder er wirft ein paar Tage Schmerztabletten ein und hat auch (erst mal) Ruhe, das Loch ist aber noch da. Übertragen auf unser Thema heißt das, der Zahnarztpatient überprüft und reinigt sein Kühlsystem, der Pillenschlucker bestellt sich einfach direkt einen Ölkühler...



Lange Rede, kurzer Sinn: statt ohne Ende Kühlleistung zu ergänzen, sollte man schauen, warum der Motor zu heiß wird. Ja mehr noch, man sollte erst mal schauen, ob er überhaupt zu heiß wird. Denn in vielen Fällen macht nur die Temperaturanzeige unnötig Alarm. Diese Schätzeisen sind dermaßen ungenau, dass die Anzeige im Armaturenbrett oft bei Austausch eines baugleichen Fühlers am Thermostatgehäuse unter ansonsten gleichen Bedingungen völlig andere Werte anzeigt (kann sicher der eine oder andere bestätigen). Aus gutem Grund steht auf der Anzeige auch nur links Cold und rechts Hot und keinerlei weitere Angabe dazwischen, viel mehr kann man mit dem Teil auch nicht unterscheiden. Bevor also Geld für größere Kühler, E-Lüfter oder Ölkühler ausgegeben wird, sollte immer eine Überprüfung und Reinigung des vorhandenen Systems anstehen.


Als erstes ist die gesamte Kühlanlage auf Dichtheit zu prüfen. Wasserspuren irgendwo am Motor oder Kühler oder weislich graue angetrocknete Kalkspuren verraten undichte Stellen, die beseitigt werden sollten. Also Dichtungen oder poröse Schläuche ersetzen, Kühler ggfs. löten (lassen) oder austauschen. Und auch der Kühlerverschlussdeckel mit den Ventilen sollte i.O. sein. Hier mindestens eine Sichtprüfung machen, es gibt aber auch spezielle Testgeräte (siehe Werkstatthandbuch), die die Werkstatt des Vertrauens eigentlich da haben sollte, einfach mal vorbeischauen. Damit kann überprüft werden, ob der Verschlussdeckel auch tatsächlich den richtigen Überdruck halten kann. Diese Deckel gibt es übrigens immer in Varianten für leicht unterschiedliche Drücke, der entsprechende Wert steht üblicherweise auf dem Deckel (der 1500er soll laut Werkstatthandbuch etwa 0,92bar Überdruck halten, üblich sind Deckel mit ca. 1bar).



Dichtheit ist wichtig, damit der Überdruck aufgebaut werden kann. Dies hat zwar keinen Einfluss auf die Kühlleistung, vergrößert aber enorm die Temperaturspanne, innerhalb derer die Kühlung arbeiten kann, ohne dem Motor zu schaden. Übrigens bitte keine Kühlerdichtmittel verwenden! Das Zeug dichtet nicht nur das Loch ab (woher soll so ein Schluck Chemikalie auch wissen, wo da ein Loch ist!) sondern überzieht sämtliche Bohrungen/Wandungen von innen mit einer abdichtenden Schicht. Und da tut man oft zu viel des guten, sprich verstopft Kühlmittelleitungen. Das Zeug ist nur als Notbehelf unterwegs so gerade noch akzeptabel, wenn’s denn gar nicht anders geht, aber nicht für dauerhafte Reparaturen geeignet…


Als nächstes prüfen, ob der Kühler ausreichend von Luft durchströmt wird, die die Wärme abführen kann? Ist also der Kühler von außen verschmutzt? Zum Reinigen bitte nicht den Hochdruckreiniger reinhalten, die dünnen Lamellen verbiegen sehr schnell und an der Stelle ist der Kühler dann 'dicht'! Auch mit einer Bürste sollte man vorsichtig sein, hier werden oft auch die toten Fliegen nur weiter reingebürstet. Am besten ist also ein leichter Wasserstrahl oder Druckluft, und das dann von hinten nach vorn (also von der Motorseite aus), um den Dreck raus und nicht tiefer rein zu spülen. Oder sind evtl. sogar schon viele Lamellen verbogen (Hochdruckreiniger schon ausprobiert, beim Schrauben abgerutscht etc.)? In dem Fall den Kühler ersetzen, hier wird schon Kühlleistung verschenkt. Und sind die Luftleitpappen neben dem Kühler noch da? Wenn nicht, unbedingt wieder anbringen (wer wie ich das Pappgefledder nicht mag, nimmt halt Alu oder Edelstahl).


Auch der Spannung und dem Zustand des Keilriemens sollte man etwas Aufmerksamkeit widmen, er treibt die Wasserpumpe an und sorgt für den Kühlmittelumlauf. Übrigens, wenn während der Fahrt die Ladestrom-Kontrolleuchte aufleuchtet, daran denken, dass dies u.a. am gerissenen Keilriemen liegen kann. Nicht denken „ ein paar km kann die Batterie wohl ab“ und weiterfahren! (könnte die Batterie zwar problemlos, wenn’s wirklich der Keilriemen ist, tut’s aber auch die Wasserpumpe nicht mehr, und das geht weniger lange gut…)


Man kann jetzt auch die Temp-Anzeige im Armaturenbrett prüfen. Kühlerdeckel auf, passendes Thermometer rein und Motor laufen lassen (Thermometer bis über 100 °C gibt es für kleines Geld in jedem Haushaltswaren-Geschäft. Die wurden früher von Oma beim Einkochen von Obstkonserven genutzt, vermutlich hat die Oma sogar noch eines). Wer bereits einen E-Lüfter drin hat, Finger weg! Das Teil läuft irgendwann an! Dann auf die Anzeige im Wagen schauen und warten, bis der Zeiger etwa da steht, wo er sich bei normaler Fahrt sonst auch einpendelt. Jetzt aufs Thermometer schauen (der ggfs. vorhandene E-Kühler darf noch nicht laufen, sonst Thermostatschalter mit höherer Schalttemperatur einbauen). Dann hat man schon mal die Temperatur, die normalerweise während der Fahrt im Kühlsystem anliegt. Ist die irgendwo in der Gegend zwischen 80 und 90 °C, ist alles in Butter. Ist die Temperatur deutlich niedriger als 80°C, das Thermostatventil überprüfen und austauschen (siehe unten).

Bei vorhandenem E-Kühler jetzt den Motor weiterlaufen lassen, bis der E-Kühler anläuft. Temperaturzeigerstellung merken (diese Stellung sollte demnächst auch unter Extrembedingungen während der Fahrt nicht überschritten werden) und Thermometer weiter beobachten. Trotz weiter laufendem Motor muss die Temperatur jetzt sinken bis irgendwo ca. 5 °C tiefer (je nach Schaltspanne des Schalters) der E-Lüfter ausgeht. Danach E-Lüfter abklemmen (bei Fz ohne E-Kühler direkt hier weitermachen).
Motor laufen lassen, bis das Thermometer auf die 100 °C zugeht und Anzeige im Armaturenbrett ablesen, die dürfte jetzt schon relativ weit rechts sein. Das ist die Zeigerstellung, bei der im normalen Betrieb kurz danach im Ausgleichbehälter das Wasser kocht, im Motor aber noch eine ganze Weile alles in Butter ist (wegen dem Überdruck, s.o.). Hier, also bevor der Motor die 100 °C tatsächlich erreicht, bitte unbedingt den Test abbrechen und Motor abstellen, bei offenem Kühlerdeckel is nix mit Überdruck, da kocht es dann gleich!!!

Jetzt kann man also später während der Fahrt den Zeigerstellungen der Temp-Anzeige auch ungefähr Temperaturen zuordnen und einfacher einschätzen, wie heiß dem Motor wirklich ist. In vielen Fällen dürfte sich jetzt allgemeine Beruhigung breit machen...


Falls nicht, würde ich jetzt das Thermostatventil ausbauen und überprüfen. Das ausgebaute Ventil zusammen mit dem Thermometer in einem Topf Wasser auf dem Herd erwärmen, bei der auf dem Ventil eingeprägten Gradzahl muss es anfangen, sich zu öffnen und muss darunter vorher natürlich auch ganz geschlossen sein! Etwa 5 °C später sollte es dann ganz geöffnet haben. Dies stellt sicher, dass der Kühler auch bei passenden Temperaturen arbeitet. (Ach ja, 74er Thermostate durch höhere Werte ersetzen, dürfte generell zu kalt sein und beim Einbau generell Dichtung erneuern, also vorher besorgen.)


Beim Blick in den Kühler und auch ins Thermostatgehäuse dürfte einiges an Rost und Kalkablagerungen zu sehen sein. Hier zu reinigen kann auf keinen Fall schaden. Entweder mit speziellen Kühlerreinigern, die einfach nach Anleitung verwendet werden oder mit diversen Hausmitteln. Ein Handvoll Corega Tabs oder Kukident sollen Wunder wirken, eine größere Menge Essigessenz oder Zitronensäure tut es auch. (Wer's nicht glaubt, möge mal mit einem Dampfbügeleisen, das längere Zeit mit Leitungswasser benutzt wurde, über dem Spülbecken eine Ladung Essigessenz verdampfen. Man wundert sich, was das Bügeleisen dabei alles auskotzt. Danach aber bitte nachspülen, sonst bekommt der Scheidungsanwalt Arbeit, wenn die bessere Hälfte beim nächsten Bügeln dunkle Streifen in die Oberhemden bügelt...)


Dann den Motor laufen lassen, damit das Mittel überall hingelangt, gut einwirken lassen und danach gesamte Kühlflüssigkeit ablassen und gründlich spülen. Wer mit dem Ergebnis noch nicht zufrieden ist, nimmt den Zylinderkopf ab und rückt den Ablagerungen mechanisch zu Leibe.

Man nehme gut einen halben Meter eines defekten Bowdenzuges, drösele ein Ende 2-3cm weit auf und spanne das andere Ende in einen Akku-Schrauber. Nun hat man nicht nur eine kleine, feine Drahtbürste in der passenden Größe, sondern direkt mit dran auch noch eine flexible Welle, mit der man prima in die Bohrungen im Motorblock gelangt. Natürlich nimmt man nicht das dünne Drähtchen von Sohnemanns Fahrradbremse, passende dicke Bowdenzugreste hat aber jede Motorrad-Werkstatt in der Abfalltonne, die gibt's garantiert umsonst. Und auch ein ausrangierter Handbrems-Seilzug funktioniert prächtig.

Und wer den Kopf schon mal abgenommen hat, schaue sich auch gleich mal die Kopfdichtung an. Oft sind die Bohrungen in der Dichtung deutlich kleiner als die im Motorblock, die Dichtung ragt also in eingebautem Zustand in die Kühlmittelkanäle und verengt diese. Dieses Manko kann man mit einer Dremel-Minibohmaschine beheben. (Vorsicht, nicht zu viel und nicht gerade über dem offenen Motorblock, der Dreck muss da nicht rein).


Dann alles gründlich reinigen, wieder zusammen bauen und Kühlanlage befüllen. Und zwar mit Frostschutzmittel und Wasser im auf der Frostschutzmittelflasche angegebenen Verhältnis (meist 1:1). Wegen genau der eben entfernten Kalkablagerungen wird häufig empfohlen, destilliertes Wasser einzufüllen. Und wer mal die Innereien einer alten, kaputten Waschmaschine gesehen hat, mag dies auch für sinnvoll halten.

Dieser Vergleich hinkt jedoch, weil anders als in der Waschmaschine oder im Dampfbügeleisen das Wasser für lange Zeit im System verbleibt und nicht verbraucht wird. Und dem destillierten Wasser werden nicht nur die Kalkanteile entzogen sondern auch Minerale und Salze, die in Leitungswasser enthalten sind. Und dies führt dazu, dass destilliertes Wasser in einer Kühlanlage durch chemische Reaktionen gewissen ‚Alterungsprozessen’ unterliegt, die zu unerwünschten Ablagerungen im Motor führen können. Leitungswasser ist also problemlos, man sollte wo möglich aber versuchen, kalkarmes Wasser einzufüllen.
Bitte aber auch nicht, um dieses Problem zu umgehen, einfach ausschließlich Frostschutzmittel einfüllen. Das hat eine deutlich schlechtere Wärmeleitfähigkeit als Wasser, man verschenkt dann eine Menge Kühlleistung, durchaus in der Größenordnung von 20-30%.


So, und wenn der Motor jetzt immer noch sehr heiß wird, kann man über einen größeren Kühler nachdenken. Hier schafft man Sicherheitsreserven, die ja nicht schaden können. Die Kühler der US-Ausführungen des Spitfire (die so genannten California-Kühler) sollten da ganz brauchbar sein, die haben ca. 35% mehr Kühlfläche.

Und auch ein E-Lüfter macht Sinn, um Extremwerte abzufangen, wenn der Fahrtwind fehlt (stop-and-go in der Stadt, Stau usw.). Aber bitteschön so einbauen, dass er auch nur in solchen Extremsituationen läuft!! Also Thermostatschalter unten an den dicken Kühlerschlauch oder direkt unten in den Kühler. Dies stellt sicher, dass der E-Lüfter sich nur dann einschaltet, wenn die Kühlflüssigkeit, nachdem sie den großen Kühler durchlaufen hat, immer noch zu warm ist. Die Einschalttemperatur des Thermostatschalters sollte auch deutlich höher (ca. 10-15 °C) als die Öffnungstemperatur der Wasserthermostatventils sein. Der Elektrolüfter soll in Extremsituationen den fehlenden Fahrtwind ersetzen, im Normalbetrieb muss die Kühlanlage ohne Unterstützung durch den Lüfter die Temperatur halten können. Ein E-Lüfter hat übrigens gegenüber einem starr vom Motor angetriebenen und ständig mitlaufenden Lüfter den Vorteil, dass er nicht ständig Leistung kostet. Bei hohen Drehzahlen braucht der Motor durchaus mehrere PS für den Antrieb des starren Lüfters…



Und dann gibt's ja noch den Ölkühler...

...und den braucht meines Erachtens nur jemand, der einen durch Tuningmaßnahmen leistungsgesteigerten Motor fährt oder seinen Spiti permanent an der Leistungsgrenze betreibt. Wobei letzterer sich die Frage gefallen lassen muss, ob er nicht vielleicht das falsche Auto gekauft hat…


Ein Ölkühler kann imho aus mehreren Gründen sogar problematisch sein:

- Erstens muss auf jeden Fall sichergestellt sein, dass das Teil thermostatgesteuert ist und nicht ständig kühlt. Ein direkt angeschlossener Ölkühler, der ständig und bei jeder Temperatur mit Öl durchströmt wird, macht auf Dauer den Motor kaputt und ist kompletter Blödsinn! Die Öltemperatur ist permanent viel zu niedrig und der Verschleiß steigt (Öl verträgt ja problemlos deutlich höhere Temperaturen als das Kühlwasser je erreicht!)

- Zweitens ist die Einbaulage problematisch. Er muss im Luftstrom liegen, sonst nützt er nix. Er sollte aber nicht vor dem Kühler liegen, das kostet diesem Kühlleistung. Und er darf auf keinen Fall so hoch liegen, dass er bei stehendem Motor leer laufen könnte. Dann muss die Ölpumpe bei jedem Motorstart erst auch noch den Ölkühler voll pumpen, bevor Öldruck aufgebaut wird, wobei der Motor aber schon dreht. Wobei es natürlich auch Ölkühler gibt, in denen dies per Rückschlagventil verhindert wird.

- Drittens soll der Ölkühler ja vor allem bei Extrembedingungen unterstützen, also z.B. bei fehlendem Fahrtwind. Es dürfte aber extrem schwierig sein, den Ölkühler so einzubauen, dass der Lüfter auch im Ölkühler Wind erzeugt, will sagen, im Stau nützt mir so'n Ölkühler nix.

- und viertens, und das ist in meinen Augen das größte Problem des Ölkühlers: so ein Ölkühler beruhigt wohl häufig das schlechte Gewissen beim Gasgeben und senkt die Hemmschwelle zur 'sportlichen' Fahrweise, speziell beim 1500er ändert so ein Ölkühler aber nicht das geringste an den hohen mechanischen Belastungen, die hohe Drehzahlen in diesem Motor verursachen.

Die Aussage verschiedener erfahrener Spiti-Kenner, einen Spiti mit Ölkühler wohl eher nicht zu kaufen, ist also durchaus begründet. Und auch Wilfried Bongen, der davon lebt, die Dinger zu verkaufen, sagte: „…wer mit dem Spiti gemütlich über die Lande fährt, kann sich den Ölkühler sparen…“



Mein Fazit deshalb: das Kühlsystem wird gereinigt, ein größerer Kühler kommt rein, wenn der alte eh kaputt ist oder man Reserven schaffen möchte und den E-Lüfter baut man für extreme Belastungen wie z.B. Stau im Hochsommer ein.
Und beim Ölkühler gehe man gründlich in sich, ob der denn nun wirklich notwendig ist. Bitte nicht missverstehen, ein richtig eingebauter Ölkühler ist natürlich nicht schlecht oder sinnlos, sollte aber erst eingebaut werden, wenn man sich sicher ist, dass der Rest der Kühlanlage richtig arbeitet. Denn so dringend notwendig wie immer wieder gern geschildert wird, ist der Ölkühler (zumindest bei 'normaler' Fahrweise) dann doch wieder nicht…

…und die 1500er-Fahrer denken bitte immer daran, an der mangelnden Drehzahlfestigkeit des Motors ändert so ein Ölkühler nicht viel. In diesem Sinne wünsche ich allen viele problemlose, sonnige Kilometer mit dem Spiti, und immer die passende Temperatur im Motor… 8)

Matthias
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